21.11.2018

Einblicke aus der Produktentwicklung von DARCO

Interview mit Thomas Dietrich & Regina Felix, Produktentwickler:in bei DARCO (Europe) GmbH

Sucht man unsere Produktentwickler, sind sie entweder im Live-Test eines neuen Produkts, im Gespräch mit Anwendern oder in ihrer "Tüftlerwelt" zwischen Schaumstoff.

Was macht ein Produktentwickler eigentlich bei DARCO?

Thomas Dietrich: Wir von der Produktentwicklung betreuen verschiedenste Projekte und sind außerdem für die Qualitätssicherung verantwortlich. Wir hören in den Markt, sammeln Ideen, planen und leiten die Produktumsetzung. Dabei können wir auch Ideen auf höchstem Niveau sowohl entwickeln als auch testen und generieren dabei messbare Ergebnisse. Auch Risiken können wir eingehen, denn entweder ist es eine lohnende Entdeckung oder es bleibt eine Idee. Während des Entwicklungsprozesses arbeiten wir eng mit allen Abteilungen zusammen: Vertrieb, Marketing, Einkauf, Personal und Logistik. Wir beobachten auch aufmerksam den Markt für Medizinprodukte und versuchen, die neuesten technologischen Fortschritte zur Produktverbesserung zu nutzen.

Welches Produkt liegt Ihnen besonders am Herzen?

Thomas Dietrich: Das ist besonders der Bereich Sohlen. Sobald es um gut angepasste Therapieschuhe in der postoperativen Versorgung oder bei Ulzerationen am Fuß geht, sind individuell adaptierbare Sohlensysteme besonders gefragt. Hier haben wir in den letzten Jahren einige interessante Produkte auf den Markt gebracht, die individuell anpassbar und mit den DARCO Schuhen kompatibel sind. Sohlensysteme ermöglichen eine variable Druckumverteilung und helfen so dem Patienten schneller auf die Beine.

Welchem Schuh sprechen Sie das größte Potential zu?

Thomas Dietrich: Hier ist der Relief Dual® Fußteilentlastungsschuh mein klarer Favorit. Über viele Jahre war der klassische Vorfußentlastungsschuh, bei dem der Vorfußbereich frei schwebt, als Standardversorgung etabliert. Dies wird mittlerweile in der Ärzteschaft kontrovers diskutiert. Grund dafür ist, dass vor allem Patienten mit Sensibilitätsstörungen ein falsches Gangbild entwickeln. Sie rollen komplett ab, kippen über die Kante der Sohle und landen mit den Zehen am Boden. Es sei denn, der Schuh hat eine durchgehend versteifte Sohle, wie der OrthoWedge von DARCO, die das Vorfußplateau zusätzlich unterstützt. Den von uns entwickelten flachen Relief Dual® Fußteilentlastungsschuh sehe ich als sehr effektiven »Newcomer« auf dem Gebiet der Vorfußentlastung. Gerade in Kombination mit den angesprochenen Sohlensystemen. Ein Schuh mit flacher Sohle ermöglicht unmittelbar richtiges Gehen. Eine durchgehende Sohlenversteifung und eine rückverlagerte Ballenrolle brachten schließlich das neue Schuhmodell zutage, welches sich heute durch seine Evidenz bereits einen guten Namen bei Ärzteschaft und Orthopädietechnikern gemacht hat und erfreulicherweise auch die Anerkennung im Hilfsmittelverzeichnis erlangte.

Produktdesign versus Qualitätsmanagement ist ein wichtiger Punkt in Ihrer Arbeit, wo kommt dies zum Einsatz?

Regina Felix: »Form follows function« heißt es so schön. Das gilt für uns als Hersteller orthopädischer Hilfsmittel im medizinischen Bereich natürlich besonders. Ein gutes Beispiel ist unsere neue MECRON Knee 3-part Plus, eine 3-teilige Universal Knieschiene, die an unserem Produktionsstandort in Hainichen bei Leipzig gefertigt wird. »Made in Germany« gibt uns die Möglichkeit, Prototypen schneller zu entwickeln und die Ideen auf kurzen Wegen zu realisieren. Dennoch, Materialien zu besorgen, die den strengen gesetzlichen Vorgaben standhalten und trotzdem den Patienten ansprechen, ist die tägliche Herausforderung. Unser neuer Produktionsstandort Hainichen wird in diesem Jahr noch weiter ausgebaut und ich sehe dies als große Chance für die Weiterentwicklung für Produktentwicklung und -design.

3D-Drucker sind in aller Munde. Wie nutzen Sie diese Technik?

Regina Felix: Als Mitglied der hg DARCO Group stehen uns die technischen Möglichkeiten vor Ort zur Verfügung. Neben computergestützten Programmen, Druckmess-Vorrichtungen und der Zusammenarbeit mit biomechanischen Instituten ist der 3D-Druck natürlich ein sehr gutes Instrument um Prototypen in der Entwicklungsphase zu erstellen und Lösungen »auszutüfteln«. Im Gespräch mit Kollegen aus den anderen Bereichen ist dieses Hilfsmittel kaum zu überbieten.

Wie kommen Sie auf Ideen für neue Produkte?

Thomas Dietrich: Da gibt es ganz verschiedene Quellen. Wir beobachten Trends und die Marktentwicklung. Wir sind auf mehr als 40 Fachmessen pro Jahr vertreten und Mitglied der eurocom e. V. (Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel). Unsere Anregungen bekommen wir auch viel von unseren Kunden, den Sanitätshäusern, medizinischen Einrichtungen und Ärzten. Kundenbesuche liefern wertvolle Informationen aus der Anwenderszene und natürlich setzen wir bei DARCO auch viel auf den Austausch mit internationalen Institutionen und Verbänden. Nicht selten sieht man mich auch selbst mit Testprodukten bei uns den Gang entlanglaufen, das ist mein bester Input.

Wie wird entschieden, welche Ideen umgesetzt werden und welche nicht?

Regina Felix: Wir setzen natürlich Prioritäten. »Modular« ist das neue Stichwort, an das wir uns 2019 halten wollen. Dies war auch ein Hauptgrund für die rasche Realisierung der Relief Insert® Walker Unterschenkel-Fußorthese. Eine Zwei-in-Eins Lösung, die sofort auf
positive Resonanz gestoßen ist. Bei manchem Projekt steht natürlich auch der Kostendruck im Vordergrund. Zeitersparnis und optimale Versorgung in Einklang zu bringen ist die Devise. Ein gutes Beispiel ist hier der DARCO Posterior Splint, durch den kostenintensive OP-Zeit deutlich verkürzt werden kann. Aber nicht alles was in die Schublade kommt, ist weniger wichtig. Für manches andere Produkt ist die Zeit noch nicht reif, aber »Gut Ding will Weile«, seien Sie gespannt auf 2019!

about DARCO
Folge 1: Produktentwicklung mit Thomas Dietrich

 

 


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